Stefan Kiehl: Von der Idee zum fertigen Brettspiel, die Geschichte einer Spielentwicklung
Osterhofen. (dm) Zum monatlichen Spieleabend lud der Osterhofener Verein „Spiel Verein(t)“ den Spieleautor Stefan Kiehl ins Kolpinghaus ein. Mit dabei hatte er das Brettspiel „Moeraki-Kemu“, das von zwei rivalisierenden Maoristämmen auf Neuseeland handelt. Das Strategiespiel ist für zwei Personen und hat eine Spieldauer von circa drei bis 25 Minuten pro Partie.
Stefan Kiehl hat das Spiel selbst entwickelt und auf Basis eines Kleinstverlags auf den Spielemarkt gebracht. Der 43-jährige Autor arbeitet im wahren Leben als Beamter in Kehlheim, außerdem ist er in seiner Freizeit Fußballtrainer und er verreist sehr gerne. Auf diesen Reisen holt er sich Anregungen für seine Spiele. Alle drei Wochen trifft er sich mit seinen Freunden im Club „Spieleteufel“.
Aus der Versenkung geholt
1997/98 zeichnete er aus Langeweile einige quadratische Kästchen auf und verband diese dann mit Strichen, so entstand das erste Spielfeld. Dieses ruhte dann zehn Jahre, bis sein Neffe Florian Buchner das Spiel grafisch gestalten wollte und er es aus der Versenkung holte.
Er ist ja selber ein leidenschaftlicher Spieler und es sollten ganz viele Leute mitspielen können und dabei viel Spaß haben. Eine Idee war geboren, nun musste ein Prototyp her, der getestet wurde. Auch Spielregeln brauchte das Spiel, diese wurden so lange überarbeitet, bis sie für jeden verständlich waren. Der wichtigste Leitfaden für einen Spieleerfinder ist ein Buch von Tom Werneck, das man unbedingt lesen muss, bevor man sich an die Arbeit macht. Mit dem Prototypen im Gepäck reiste er nun nach Haar. Dort findet alljährlich ein Spieleautorentreffen statt. Auf diesen Treffen werden wichtige Kontakte zu den Spiele-Verlagen hergestellt. Die Redakteure verschiedener Verlage testen die Spiele.
Man bekommt immer Rückmeldungen von den Verlagen, denn so ein Spiel muss zu einem Verlag passen. Einen Patentschutz für Spiele gibt es nicht, er ließ sich allerdings die Spielidee beim bayerischen Spielearchiv 2009 hinterlegen.
Nach mehreren Gesprächen mit Verlagen stellte sich heraus, dass das Spiel, so wie er es produzieren wollte, nicht mehr möglich war, weil die Verlage immer eigene Aufmachungen diktieren. So kam er auf die Idee, das Spiel selber zu vermarkten. Er gründete einen Kleinverlag namens Kiehly. Mit dem TAC-Verlag ging er dann eine vertriebliche Partnerschaft ein.
Nun begann ein weiterer Schritt auf dem mühsamen Weg, ein eigenes Spiel herzustellen, das die Kosten eines Kleinwagens verschlingt. Die grafische Darstellung hatte weiterhin sein Neffe Florian Buchner in der Hand, zudem sollte das Spiel eine hochwertige Ausstattung bekommen. Es sind acht verschiedene Hersteller damit beschäftigt, das Spiel zu fertigen.
Das Spielbrett mit Filzeinlage kommt aus dem Erzgebirge, die Kartonage fertigt die Firma Ludo Fact aus Jettingen-Scheppach, die weißen Glasmurmeln kommen aus Mexiko, die handgetöpferten Krieger hat Nicole Krammer aus Teugn gefertigt, die Moeraki-Kugel ist aus Spinat Jade und kommt aus China, die Zählsteine sind aus versteinertem Holz und kommen aus Brasilien und die Murmeltaschen sind ein Import aus China. Auf jedes einzelne Detail wurde sorgfältig eingegangen.
Nach Anlieferung der Materialien, es waren 56000 Murmeln, 2000 Zählsteine und Krieger und 1000 Moeraki-Kugeln, mussten diese auch noch von Hand in Baumwollsäckchen verpackt werden. Hierbei bekam er von seinen Freunden der „Einsackerlgruppe“ große Unterstützung.
Der Weg zum Erfolg
Nun musste das Spiel nur noch bekannt gemacht werden. Die beste Plattform dafür sind die Spielemessen in Essen, München und Stuttgart. In Essen wurde ihm vom Chefredakteur der Spielezeitung „Spielereien“ die Titelseite angeboten. Da diese aber sehr teuer war, gab er ihm im Gegenzug fünf Spiele mit. Mittlerweile läuft die dritte Auflage von „Moeraki-Kemu“ und es wurden bereits 1700 Spiele verkauft. „Moeraki-Kemu“ erhielt im Juni 2010 den Sonderpreis beim Autorenwettbewerb des Hippodice-Spieleclubs als bestes Zwei-Personenspiel.
Nach seiner Präsentation erklärte er den am Spieltisch sitzenden Spielern die Regeln seines Strategiespiels, woraufhin diese voller Eifer mitmachten.
Ein neues Familienspiel namens „Shabono“ für zwei bis fünf Personen hatte er als Prototyp auch schon dabei. Dieses soll 2015 auf den Spielemarkt kommen. Für Spieleliebhaber ist „Moeraki-Kemu“ aber ein absolutes „Muss“.
Das Spiel im Netz:
Erhältlich ist das Spiel auf der Homepage unter www.kiehly.de.
Artikel aus Donau-Anzeiger vom 30.12.2013